Samstag, 13. Oktober 2012

Buchmesse Frankfurt 2012

Das Buch ist tot? Keineswegs!
Schon auf dem Weg nach Frankfurt war der Zug zu sicher 3/4 mit Messereisenden besetzt. Massen strömen zur Bücherschau. Das Publikum hat sicher unterschiedliche Interessen, aber sie drehen sich alle im eines, Bücher, Literatur. Es muss nicht immer Goethe sein, Schiller gefällt mir eh besser. „... und wenn sie sich Mangas, das ist ja auch Literatur", sagte, sinngemäß, eine Verlegerin zum Thema Leseverhalten von Jugendlichen.
Einige sehen sich in einem riesigen Buchladen, andere betreiben Promispotting, unseren Bundespräsidenten hab ich auch gesehen. Meist sieht man aber auch nur einen Menschenauflauf und muss sich dann anhand des ausgehängten Programms erschließen wer hier umringt wird. Nicht zu vergessen sind die Jäger und Sammler. Auf der Jagd nach allem Kostenlosen sind Einige so erfolgreich, dass sie extra Ziehkoffer benötigen, um ihre Beute in die heimische Lesehöhle zu schaffen. Anderen wird in deren Jagdfieber neben sinnvollem Infomaterial aber auch anscheinendes Altpapier in die Hand gedrückt - es war aber doch kostenlos. Die Sammler sammeln Tüten; eines der Phänomene einer Buchmesse, die ich ´mir noch nicht erklären konnte. Sammeln sie Papiertaschen um der Papiertaschen willen oder  haben sie so große Angst, dass die eine Tüte so schnell mit dem Altpapier voll ist, dass sie das restliche in der Hand tragen müssten, dass möglichst viele Papiertaschen zusammengesammelt werden? Schließlich sind die Papiertaschen so voll gestopft mit Papiertaschen, dass noch nicht einmal mehr ein Lesezeichen hineinpassen würde. Aber von Taschen kann man ja nie genug haben. Stellt man sich einmal vor in einem Supermarkt gehen die Plastiktüten aus, dann kann man entweder wenigstens seine eigenen Einkäufe sicher nach Hause tragen oder man stellt sich mit seinem Auto vor diesen Supermarkt und verkauft aus dem Kofferraum die Errungenschaften der letzten 20 Buchmessen an die verzweifelten anderen Kunden und macht richtig viel Kohle. Ich habe wirklich Menschen gesehen, die hatten nicht außer Papiertaschen in den Händen, aber richtig Probleme durch die vollen Gänge zu gehen und ich verstehe es einfach nicht.
Vor der Signierstunde einer Autorin hatte sich eine Schlange gebildet, die mich herausgefordert hat deren Ende zu suchen, welches ich auch zwei Ecken weiter tatsächlich fand. Mitleid und Respekt, denn das Ende hatte sicher eine Stunde später immer noch keine Widmung in ihrem Buch, aber dafür in den Waden Beschwerden.
Ich startete mit einer Tanzdarbietung traditioneller Māori Tänze und einer Gesprächsrunde über neuseeländisches Storytelling in den Messetag. Der positive Eindruck dieser freundlichen Menschen mit der interessanten Kultur wird diesen Tag überdauern und nachhallen. Es ehrt uns, dass sie einmal um die Erde reisen, um uns die Möglichkeit zu geben daran teilzuhaben.
Die „Welt" schreibt heute, die Buchmesse sei die einzige Zeit im Jahr, in der Literaturkritiker kein Buch lesen. Viele Andere fangen gerade dann wieder an. Viel Freude beim Lesen!