Montag, 6. Januar 2014

Die Vermessung der Welt

Immer wenn einem ein Roman nicht zusagt muss man in Betracht ziehen, diesen nicht richtig verstanden zu haben. Vielleicht ist mir auch das Genre Roman beim vergnüglichen Lesen nicht zugetan, solange es kein Krimi ist. Am Ende habe ich mich durch die Vermessung durchbeißen müssen, was aber nicht nur an meinem Unverständnis gelegen haben kann.
Solange sich die beiden Forscher parallel ihren Entdeckungen hingeben ist das Buch interessant und durch Humor und Ironie gut und gerne gelesen. Hier stören auch die fiktionalen Anteile des Textes nicht.
Allerdings versäumt der Autor die zu Beginn geöffnete Rahmenhandlung zum Ende wieder sinnvoll zu schließen. Vielmehr beginnt eine neue Passage, getrennt durch einen unerklärten Zeitsprung vom Rest der Erzählung, die mit Eugen einen neuen Handlungsstrang erhält, in der sich ansonsten Gauß und Humboldt noch unterhalten und Humboldt eine Reise durch Russland unternimmt. Diese Passage ist zu kurz um noch einmal einen neuen Einstieg zu ermöglichen, quasi eine neue Runde der Erzählung zu beginnen und zu lang für den Schluss der Rahmenhandlung, die nicht deutlich länger sein sollte, als zu Beginn. Spätestens bei den Gesprächen der beiden Protagonisten wird der permanente / penetrante Konjunktiv / indirekte Rede zum verwirrenden Ärgernis. Ein flüssiges, den Inhalt und die Spannung aufsaugendes Lesen, ist nicht mehr möglich, da die unangebrachten Satzkonstruktionen wiederholt neu gelesen um verstanden zu werden müssen.
Die Geschichte um Eugen macht zwar keinen Sinn, findet aber wenigstens zu einem Ende. Dies ist der Erzählung der beiden Forscher nicht vergönnt, die irgendwann vom Äther verschluckt wird. Schließlich wird Humboldt noch seiner Genialität beraubt, der auf seiner Russlandreise nicht mehr der herausragende Wissenschaftler ist, da ihm seine Mitreisenden intellektuell enteilen und er sich über die zu schnell fahrende Kutsche beklagt, die ihn daran hindert die Landschaft zu beobachten. Hier ist nun von Humor und Ironie nichts mehr übrig und das Erzählte wird platt.

Der Ansatz stimmt, aber am Ende hat er sich verrechnet.